Anlagen in der Mineralölraffinerie Oberrhein (MiRO) in Karlsruhe

Feuerschein bei Inbetriebnahme möglich

Nach Großinspektion bei der MiRO in Karlsruhe: Anlagen werden wieder hochgefahren

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Sven Huck
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In der Mineralölraffinerie Oberrhein (MiRO) in Karlsruhe ist eine TÜV-Großinspektion fast abgeschlossen. Die Anlagen werden nach und nach wieder in Betrieb genommen.

Auf dem Gelände der Mineralölraffinerie Oberrhein (MiRO) in Karlsruhe herrschte die vergangenen Wochen Hochbetrieb. Die Raffinerieanlagen wurden auf Herz und Nieren geprüft. Die TÜV-Großinspektion im Werkteil 2 ist laut MiRO mittlerweile fast abgeschlossen. 25 heruntergefahrene Anlagen werden jetzt nach und nach wieder in Betrieb genommen. Zeitgleich laufen noch letzte Arbeiten.

Möglicherweise Feuerschein bei Anfahren zu sehen

Wenn die Anlagen im Werkteil 2 wieder in Betrieb genommen werden, könnte laut MiRO möglicherweise ein Feuerschein zu sehen sein. Dabei werden über so genannte Fackeln Gase verbrannt, was in der weiteren Umgebung sichtbar und hörbar sein kann. Die Anwohner werden um Verständnis gebeten.

Mehrere Wochen lang standen zahlreiche Arbeiten an. Unter anderem wurden mehrere Öfen erneuert und mehrere hundert Behälter, Wärmetauscher, Armaturen und Regeleinrichtungen überprüft. Außerdem wurden Reparatur- und Reinigungsarbeiten durchgeführt. Alle sechs Jahre werden die Anlagen überprüft und gewartet. Ziel ist es, den sicheren Betrieb zu gewährleisten und die Anlagen für die nächsten Jahre fit zu machen.

Spezialhubschrauber bei der MiRO im Einsatz

Bei den Arbeiten wurde auch ein Spezial-Hubschrauber eingesetzt. Er transportierte an einem rund 30 Meter langen Seil eine rund zwei Tonnen schwere Halterung für eine Hebebühne. Die Halterung wurde auf einen knapp 200 Meter hohen Kamin gesetzt. Daran sollte eine Hebebühne befestigt werden, mit deren Hilfe der Kamin innen erneuert wurde.

Wie der Hubschrauber-Einsatz ablief, sehen Sie in diesem Video:

Video herunterladen (35,6 MB | MP4)

Die TÜV-Großinspektion im Werkteil 2 lief seit 8. April. Insgesamt 25 Prozessanlagen standen still und wurden genau geprüft. Sie wurden ab Ostern für den planmäßigen sogenannten "Turnaround 2024" schrittweise heruntergefahren.

Es ist nicht so, dass man einfach den Stecker zieht.

Werkteil 1 lief weiter im Normalbetrieb. Während des Stillstandes stand etwas weniger als die Hälfte der Kapazität bei der MiRO zur Verfügung, so der Technische Geschäftsführer Andreas Krobjilowski.

So ein Stillstand ist das wichtigste Ereignis im Lebenszyklus einer Prozessanlage.

Über 100 Tonnen schwerer Stahlbehälter musste ausgetauscht werden

Größte Einzelmaßnahme war der Austausch einer rund 30 Meter hohen sogenannten Kolonne in einer Gasölentschwefelungsanlage  - ein über 100 Tonnen schwerer Stahlbehälter mit Einbauten. Die Kolonne wurde in zwei Teile zerlegt, ausgehoben und anschließend wieder eingebaut.

Die Kosten für die Instandhaltungsmaßnahmen liegen bei rund 90 Millionen Euro, so die MiRO im Vorfeld der Großinspektion. Bei dem Stillstand ging es aber auch um mehr als einen "Herz-Nieren-Check". In Projekte rund um die Produktion wurden 14 Millionen Euro investiert. Der "Turnaround 2024" wurde im Vorfeld jahrelang geplant.

Mehr Verkehr während MiRO Großinspektion

Zur Entlastung im Berufsverkehr wurde wieder das Bedarfstor 3 mit eigener Zufahrt über die B36 geöffnet. Insbesondere zum Schichtwechsel um 6 Uhr und um 18 Uhr wurde im Bereich der Raffinerie mit einem erhöhten Verkehrsaufkommen gerechnet. Auch zusätzliche Parkplätze wurden eingerichtet.

Wir haben natürlich im Rahmen der Vorplanung soweit wie möglich versucht, Auswirkungen außerhalb des Werkzaunes zu vermeiden.

Bis zu 3.000 zusätzliche Mitarbeiter im Einsatz

Neben zahlreichen MiRO-Mitarbeitenden waren laut Unternehmen zusätzlich bis zu 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Partnerfirmen im Einsatz. Die MiRO spricht von rund einer Million Arbeitsstunden, die für den "Turnaround 2024" geleistet werden mussten.

Um die Herausforderung zu meistern, gab es zwei "Stillstandszentren". Dafür wurden Container aufgestellt, in denen zum Beispiel Büros und Besprechungsräume eingerichtet wurden. Außerdem wurde ein Großzelt aufgebaut, in dem 700 Personen gleichzeitig verpflegt werden können. Sicherheit habe oberste Priorität, so Andreas Krobjilowski. Ein Sicherheitskonzept soll Unfälle während der Arbeiten verhindern.

Container stehen auf dem MiRO-Gelände
Für die Großinspektion wurden auf dem Gelände Container aufgestellt

Jeder dritte Liter Benzin in Deutschland aus Karlsruhe

Die MiRO in Karlsruhe ist nach eigenen Angaben die größte Raffinerie Deutschlands. Hier wird unter anderem jeder dritte Liter Benzin und jeder achte Liter Diesel in Deutschland produziert. Rund 15 Millionen Tonnen Rohöl werden laut MiRO jährlich in Karlsruhe verarbeitet. Das seien rund 15 Prozent der deutschen Raffineriekapazitäten.

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